Aufwachsen mit Medien
Kinder zwischen 6 und 10 Jahren werden immer eigenständiger und wollen vieles selbst machen. Sie lernen lesen und schreiben – das erleichtert den Zugang zur digitalen Welt. Recherchen zu Schulthemen oder eigenen Interessen werden möglich, sehr beliebt sind zudem Videospiele und Kinderserien.
Geräte bedienen Kinder in diesem Alter meist schon geübt, doch Risiken können sie noch nicht richtig einschätzen. Deshalb brauchen sie klare Regeln, altersgerechte Angebote und die Begleitung durch Erwachsene. Wichtig ist aber gleichzeitig, ihre Eigenständigkeit zu fördern und sie in einem geschützten Rahmen eigene Erfahrungen sammeln zu lassen.
Allgemeine Informationen
Gut zu wissen
Allgemeine Informationen
Gut zu wissen
Schulkinder sollten mitreden dürfen, wenn es um Regeln zur Mediennutzung geht. Geben Eltern einfach einen Zeitrahmen vor, fühlen sie sich schnell übergangen. Klar ist aber auch: Trotz klarer Absprachen und dem Einverständnis der Kinder sind Medienregeln in vielen Familien eine Ursache für wiederkehrende Konflikte. Es gibt hier keinen Lösungsweg, der für alle gleich gut funktioniert.
Was helfen kann: Keine aus Sicht des Kindes «willkürlichen» Beschränkungen. Oft funktioniert es besser, wenn die Medienzeit aufhört, sobald das Essen fertig ist oder es Zeit ist für den Musikunterricht, als wenn die Eltern die Nutzung nach einer bestimmten Zeit abbrechen, ohne dass klar ist, warum. Das kann schnell zu Streit führen.
Direkt vor dem Schlafengehen sind Bildschirmmedien keine gute Idee, hier bieten sich andere Rituale an, beispielsweise gemeinsam über den Tag sprechen, Hörspiele hören oder zusammen ein Buch lesen.
Zur Orientierung: Kindergartenkinder und jüngere Schulkinder (zwischen fünf und acht Jahren) sollten in ihrer Freizeit nicht länger als 30 bis 60 Minuten pro Tag vor dem Bildschirm sein. Im Alter von neun bis zehn Jahren können es maximal eineinhalb Stunden sein.
Etwas ältere Kinder können oft gut damit umgehen, wenn bestimmte Zeitfenster im Tagesablauf zur medienfreien Zeit erklärt werden, zum Beispiel gemeinsames Essen, Zeit für Hausaufgaben oder Aktivitäten in der Familie, Einstimmung auf das Schlafengehen, Nachtruhe. In diesen Zeiten können die Geräte ausser Reichweite gelegt werden. In der übrigen Zeit dürfen sie selbst bestimmen, ob sie Medien nutzen oder etwas anderes machen.
Denken Sie aber auch daran: Eltern tragen die Verantwortung für den Familienalltag und müssen entscheiden, wie viel Medienzeit Platz hat. Kinder in diesem Alter sind noch nicht in der Lage, selbst einzuschätzen, was zu viel ist und was noch in Ordnung.
Und: Kinderzimmer müssen nicht mit TV-Gerät, Computer, Spielkonsole etc. ausgestattet sein. Befinden sich die Geräte in den Wohnbereichen, die für alle zugänglich sind, ist es leichter, die abgemachten Bildschirmzeiten im Auge zu behalten.
Medienzeit ist immer nur ein Teil des Tages – genau wie Hausaufgaben, Spielen, Bewegung oder gemeinsame Mahlzeiten. Nichts sollte zu kurz kommen. Manchmal passt mehr Medienzeit in den Tag, manchmal weniger.
Viele Kinder kommen gut damit klar, wenn die Zeiten flexibel sind. Andere brauchen eher feste Regeln, die jeden Tag gleich sind. Schauen Sie gemeinsam, was für Ihr Kind am besten funktioniert.
Achten Sie darauf, dass immer die gesamte Bildschirmzeit gemeint ist, das heisst Fernsehen, Gamen, Handy und Internet. Sorgen Sie dafür, dass die gemeinsamen Absprachen tatsächlich eingehalten werden.
Digitale Medien einzusetzen, um Kinder zu beruhigen oder abzulenken, ist verlockend. Gerade, wenn man unbedingt etwas erledigen muss oder einen Moment Ruhe bräuchte. Wichtig ist eine gute Balance, dass Sie (wie oben beschrieben) die gesamte Bildschirmzeit nicht aus den Augen verlieren und dass es nicht zur Regel wird.
Wenn Kinder fernsehen oder ein Game spielen, wirken sie äusserlich ruhig und konzentriert. Mental müssen die Medieninhalte aber verarbeitet werden – und das kann zu innerer Unruhe führen. Wenn Sie bemerken, dass Ihr Kind von den Medieninhalten überfordert ist, sollten Sie die Mediennutzung unterbrechen und eine andere Aktivität anbieten.
Versuchen Sie, die Kinder so weit wie möglich in die alltäglichen Erledigungen (Einkaufen, Aufräumen, Kochen, Putzen, etc.) miteinzubeziehen. So bleiben Sie mit Ihrer Aufmerk-samkeit beim Kind, fordern es heraus und können ihm auf spielerische Weise die Verant-wortung für kleine Aufgaben übergeben.
Auch als Mittel zur Bestrafung oder Belohnung sind Smartphone, Tablet, Fernseher oder Spielkonsole nicht geeignet. Sie gewinnen dadurch an Bedeutung und es wird umso schwieriger, den Kindern einen massvollen Mediengebrauch zu vermitteln.
Kinder orientieren sich in vielen Dingen an ihren Eltern oder anderen erwachsenen Bezugspersonen. Für den Umgang mit digitalen Medien gilt das genauso.
Setzen Sie sich daher mit den eigenen Mediengewohnheiten auseinander und gehen Sie als Beispiel voran, etwa wenn es um bildschirm- oder handyfreie Zeiten geht. Zeigen Sie, dass man nicht immer online sein muss und dass es auch offline viele Aktivitäten gibt, die Spass machen. Sorgen Sie dafür, dass sich das Handy beim gemeinsamen Abendessen, bei Wochenend-Unternehmungen oder während Gesprächen im Lautlos-Modus und möglichst nicht auf dem Tisch befindet. So sind Sie nicht abgelenkt und können Ihre volle Aufmerksamkeit auf das richten, was Sie gerade machen – und auf die anwesenden Personen. Achten Sie darauf, dass Geräte wie Smartphone, Tablet oder Computer nicht frei für die Kinder zugänglich sind.
Jeder Mensch hat das Recht am eigenen Bild, auch Ihr Kind. Als Eltern oder erwachsene Bezugsperson sollten Sie sich immer überlegen, welche Fotos oder Videos der Kinder Sie z. B. in sozialen Netzwerken veröffentlichen oder über WhatsApp verschicken. Was heute vielleicht lustig erscheint, kann in einigen Jahren peinlich sein. Sprechen Sie mit den Kindern darüber, ob sie damit einverstanden sind, dass Sie ein Foto posten oder versenden. Beachten Sie aber auch, dass es besonders für jüngere Kinder schwierig sein kann, dies abzuschätzen. Fragen Sie sich im Zweifelsfall selber, ob Sie ein solches Foto oder Video von sich im Internet finden möchten. Es ist oft schwierig oder gar unmöglich, etwas zu löschen, was einmal online ist. Und gepostete Videos und Fotos (oder Screenshots davon) können weiterverbreitet werden, ohne dass Sie den Überblick oder die Kontrolle darüber haben.
Auf Fotos und in Videos, die Sie in sozialen Netzwerken veröffentlichen möchten, sollten zumindest die Gesichter der Kinder nicht gezeigt werden.
Seien Sie im Internet und besonders in sozialen Medien auch vorsichtig mit persönlichen Angaben wie Name, Adresse und Alter des Kindes.
Wichtig ist vor allem, dass Sie als Erwachsene Kinder beim Erkunden des Internets begleiten. Helfen Sie ihnen dabei, sich zurechtzufinden. Und machen Sie deutlich, wo es aufzupassen gilt, das heisst im Umgang mit persönlichen Daten und Bildern oder bei Chats. Games oder Apps sollten Kinder nie ohne Einwilligung der Eltern downloaden.
Filterprogramme, die den Zugang zu nicht altersgerechten Inhalten blockieren, sind unbedingt einzurichten, sobald Kinder unbeaufsichtigt Zugang zum Internet haben (also beispielsweise, wenn sie alleine YouTube-Videos schauen). Die Filterprogramme garantieren jedoch keinen hundertprozentigen Schutz.
Ein Hinweis zu YouTube Kids: Auch wenn hier kindgerechte Inhalte angeboten werden, ist die App nicht dafür gedacht, dass Kinder sie ganz allein nutzen. Denn nicht alle Videos sind überprüft, und auch problematische Inhalte können durch die Filter rutschen.
Wichtig ist, dass Kinder wissen, dass sie sich an Sie wenden können, wenn sie etwas bewegt oder ihnen etwas seltsam vorkommt. Nehmen Sie die Reaktionen und Empfindungen ernst, sprechen Sie in einer einfachen, kindgerechten Sprache über das, was das Kind erlebt oder gesehen hat und zeigen Sie Verständnis, wenn Ihr Kind verunsichert ist oder Angst hat.
Weiterführende Links
Surfschein
Kindersicherungen
Das Alter ist nicht allein entscheidend. Vielmehr geht es um den individuellen Stand der Entwicklung Ihres Kindes und die Medienkompetenz. Wägen Sie sorgfältig ab, ob das Kind die nötige Verantwortung übernehmen kann und ob es genügend weiss, um mit dem Smartphone sicher und bewusst umzugehen. Wichtige Themen, die es vorher zu besprechen und zu beachten gilt, sind unter anderem: Privatsphäre, Sicherheitseinstellungen, altersgerechte Inhalte, Risiken wie Cybermobbing, Kosten.
Folgende Checkliste, erarbeitet von Jugend und Medien gemeinsam mit Pro Juventute, beantwortet Fragen rund um das erste eigene Smartphone und gibt Empfehlungen.
Das erste eigene Smartphone: Nicht nur eine Frage des Alters oder der Schulstufe
Checkliste
Checkliste in einfacher Sprache
Smartphones und Tablets
Games üben eine ungemeine Faszination auf Kinder aus. Gerade wenn Eltern diese Begeisterung nicht teilen, sind Diskussionen vorprogrammiert. Und auch die Frage, ob ein Kind schon alt genug für ein bestimmtes Spiel ist, beschäftigt viele.
Altersfreigaben bieten eine Orientierungshilfe: Die europaweit einheitlichen PEGI-Symbole geben Hinweise, für welche Altersgruppe ein Spiel geeignet ist (3, 7, 12, 16, 18). Zusätzlich veranschaulichen Piktogramme, ob in dem Spiel Gewalt, Sex, Drogen, Diskriminie-rung, vulgäre Ausdrücke, beängstigende Inhalte oder Glücksspielelemente vorkommen.
In jedem Fall ist aber eine individuelle Einschätzung sinnvoll, denn Kinder reagieren unter-schiedlich. Das heisst, auch als altersgerecht eingestufte Inhalte können aufwühlen oder emotionale Reaktionen auslösen.
Befassen Sie sich mit einem Spiel, bevor Ihr Kind es nutzt. Probieren Sie es selbst aus und spielen Sie es dann gemeinsam mit Ihrem Kind – auch wenn Sie selbst vielleicht nichts damit anfangen können. Interessieren Sie sich für die Spielwelten Ihres Kindes: Lassen Sie sich erklären, warum es genau dieses Spiel mag.
Wenn es um Medienregeln geht, macht es oft Sinn, die Anzahl Spielrunden (anstatt eine feste Zeit) festzulegen. Dann muss nicht mittendrin unterbrochen werden und Spielfortschritte bleiben erhalten. Achten Sie auf eine insgesamt stimmige Bildschirmzeit (auch Internet und TV). Und: Spielkonsolen gehören nicht ins Kinderzimmer. Dasselbe gilt über Nacht für Tablets und portable Gaminggeräte.
Games
Weiterführende Links
Als Eltern möchten wir unsere Kinder beschützen. Anbieter von GPS-Trackern werben genau damit: Die kleinen Geräte lassen sich leicht am Chindsgi-Täschli oder Schulrucksack befestigen – und so wissen Sie immer, wo sich Ihr Kind gerade aufhält. Was kann falsch daran sein?
So verständlich und berechtigt die elterliche Sorge ist, so gibt es doch andere Aspekte zu bedenken: Kinder haben Persönlichkeitsrechte, die auch innerhalb der Familie und gegenüber ihren Eltern gelten. Und Tracking bedeutet eben auch eine Überwachung. Dabei geht es gerade im Kindergarten und in den ersten Schuljahren darum, Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein zu entwickeln. Freiräume, in denen Kinder selbst Verantwortung übernehmen, sind dafür wichtig.
Zudem bergen Tracking-Geräte ein Sicherheitsrisiko: Sie können ziemlich leicht gehackt werden. Und damit sind plötzlich sensible Daten wie der Standort Ihres Kindes für andere sichtbar.

Kinderwebseiten helfen dabei, altersgerechte erste Erfahrungen im Internet zu machen. Dazu gehören Wissensseiten, Kindersuchmaschinen oder Kindernachrichten. Solche Seiten eignen sich als Startseite für das Browser-Profil eines Kindes.
YouTube ist voll von Tutorials (Erklärvideos) und sogenannten «How to»-Videos, Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die Sie beispielsweise für Bastelprojekte nutzen können. Ausmalvorlagen zum Ausdrucken finden sich ebenfalls im Internet und viele Games machen nicht nur Spass, sondern bieten auch wertvolle Lernaspekte.
Ausserdem ahmen Kinder gerne die Figuren aus ihren Lieblingsfilmen oder -games nach. Das bietet Möglichkeiten für kreatives Spielen mit Gleichaltrigen.
Letzte Aktualisierung des Textes am 12.11.25